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Die durchschnittliche Dauer einer Unterbrechung der Stromversorgung beim Endabnehmer beträgt in Deutschland weniger als 15 Minuten - nicht pro Ausfall, sondern addiert pro Jahr ! In unserer Region, so die Erfahrung der vergangenen Jahre, scheint dieser Wert deutlich höher zu liegen. Allein beim Stromausfall vom 10. und 11. Dezember mit seinen mehr als 24 Stunden wurde die statistische Ausfallzeit von 100 Jahren überschritten. Was passierte an den beiden Tagen ? Was wurde akut, was wurde danach unternommen, um die Versorgung wiederherzustellen und zu sichern ? War war die Ursache für den Ausfall und welche Konsequenzen sollen gezogen werden ? Ein Überblick :
Es war nur ein Flackern des Lichtes, eine Schwankung im Stromnetz, das am vergangenen Freitag um 19.12 Uhr in Neunkirchen-Seelscheid noch nicht erkennen ließ, was der Region bevorstand. In Much und Ruppichteroth war man diesbezüglich weiter, denn hier fiel in diesem Moment der Strom aus - und sollte so schnell nicht wiederkehren. Die Ursache wiederum lag im Gemeindegebiet von Neunkirchen-Seelscheid. Nachdem Techniker des Netzbetreibers 'westnetz' die 'Umspannanlage Hasenbach' an der Kreisstraße 50 bei Hülscheid aufgesucht hatten, war der Grund der Störung offensichtlich.
Den Technikern schlug dunkler Rauch aus dem Schaltraum der Umspannanlage entgegen. Gegen 20.20 Uhr wurde der Löschzug Neunkirchen der Feuerwehr alarmiert. Dieser konnte allerdings noch nichts ausrichten, weil die Anlage, in der der Strom einer Hochspannungsleitung für die Versorgung der drei Berggemeinden in Mittelspannung umgewandelt und auf mehrere Stränge verteilt wird, noch nicht komplett stromlos geschaltet war. Um die notwendigen Löscharbeiten durchführen zu können, mußte gegen 21.20 Uhr auch die Stromversorgung für Neunkirchen-Seelscheid abgeschaltet werden, indem die Anlage komplett von der Hochspannungs-Zuleitung getrennt wurde.
Folglich wurde es auch in Neunkirchen-Seelscheid dunkel. Dies führte, wie schon in den beiden anderen Kommunen, schnell zu Folgeeinsätzen für die Feuerwehren. Patienten, die auf ein Heim-Beatmungsgerät oder andere akkubetriebene medizinische Geräte angewiesen sind, benötigten Strom zur Wiederaufladung. Den Abend über herrschte auch ein reger Verkehr von Rettungsfahrzeugen, die offenbar ein erhöhtes Einsatzaufkommen zu bewältigen hatten.
In Neunkirchen kam unmittelbar nach der Abschaltung des Stroms ein weiterer Einsatz hinzu, nachdem eine Verpuffung im Geldautomat der 'VR-Bank' gemeldet worden war. Weil befürchtet werden mußte, daß der Automat unbefugt angegangen worden war, eilte auch die Polizei zum Geldinstitut. Es konnte aber schnell Entwarnung gegeben werden. Der Stromausfall hatte nur dafür gesorgt, daß ein stiller Alarm ausgelöst worden war. Ähnliches soll auch bei anderen Banken erfolgt sein. Die Polizei war mit zahlreichen Streifenwagen in den Ortschaften präsent.
Derweil liefen die Löscharbeiten in der Umspannanlage an. Der Brandherd, vom dem die starke Rauchentwicklung, die durch die geöffneten Türen in den Nachthimmel strömte, ausging, konnte im flachen Kriechkeller des Schaltraums ausgemacht werden. Hier sollen Anlagenteile in Brand geraten sein, der danach auf Kabelstränge, die hoch in den Schaltraum führen, übergegriffen hatte. Die Wehrleute setzten aufgrund der elektrischen Anlagen kein Wasser, sondern Kohlendioxid-Löscher ein. Weil mehrere Löschgeräte benötigt wurden, brachte die Mucher Feuerwehr weitere zum Einsatzort.
Erst nach Abschluß der Löscharbeiten und der nachfolgenden Arbeiten zur Entrauchung des betroffenen Gebäudes mittels Überdrucklüfter konnten die Techniker des Stromversorgers gegen Mitternacht den Schaden begutachten und ihre Arbeit aufnehmen. In der Umspannanlage wird der über eine 110 Kilovolt-Leitung zugeführte Strom über zwei Außentrafos in drei Versorgungsgebiete aufgeteilt. Die 30 Kilovolt-Schaltanlage, die Much und Ruppichteroth versorgt, war durch den Brand beschädigt worden. Aber auch die für die Löscharbeiten vom Netz genommene 10 Kilovolt-Anlage für Neunkirchen-Seelscheid konnte nicht wieder zugeschaltet werden.
Umfangreiche Rußablagerungen im Schaltraum verhinderten eine zeitnahe Wiederinbetriebnahme. In der Nacht begannen umfangreiche Reinigungsarbeiten, um sich einen Überblick über die entstandenen Schäden zu verschaffen und notwendige Reparaturen auszuführen. Zunächst waren rund 47.000 Personen von dem andauernden Stromausfall betroffen. Noch am Abend gegen 22.15 Uhr konnte der Norden von Ruppichteroth inclusive des Hauptortes wieder mit Strom versorgt werden, der durch Umschaltungen von Waldbröl aus eingespeist wurde.
Circa 41.000 Personen dagegen sollten für mehr als 24 Stunden ohne Strom bleiben. Laut Netzbetreiber sei es ein "dummer Zufall", daß der betroffene Teil der Anlage nicht redundant sei, die Versorgung also nicht über anderweitige Leitungen wiederhergestellt werden konnte. So waren die Bürger/innen in Much, Neunkirchen-Seelscheid und dem Süden Ruppichteroths auf die Reparaturen in der 'Umspannanlage Hasenbach' angewiesen.
Die Auswirkungen des Langzeit-Ausfalls waren in vielerlei Hinsicht spürbar. Zunächst war vielerorts auch das Mobilfunknetz ausgefallen. Die Anbieter behoben das Problem im Laufe des Samstags nach und nach, indem Notstrom-Aggregate an den Funkmasten der Region plaziert wurden.
Aber auch stationäre Telefone in den Haushalten sind ebenso wie Telefonanlagen in Firmen heutzutage zumeist von Strom abhängig. Glücklich schätzen konnte sich, wer noch einen alten Telefonapparat besitzt. Mit diesen, so wird berichtet, war das Telefonieren auch während des Ausfalls problemlos möglich. Für viele wäre es zeitweise aber nicht einmal möglich gewesen, im Ernstfall einen Notruf abzusetzen.
Nicht weniger problematisch war, daß auch der Digitalfunk von Rettungsdienst und Feuerwehren ausgefallen war. Hier behalf man sich, soweit noch vorhanden, mit alten analogen Funkgeräten mit geringerer Reichweite. - Die Situation verdeutlichte die Problematik der weitgehenden Abhängigkeit der modernen Telekommunikation von einer funktionierenden Stromversorgung.
Weiterhin benötigten Altenheime, Einrichtungen der kritischen Infrastruktur und Landwirte, deren Melkmaschinen mangels Strom ausgefallen waren, eine Notstrom-Versorgung. Feuerwehren aus dem Umland, darunter Bad Honnef, Bornheim, Königswinter, Sankt Augustin und Troisdorf, sowie das 'Technische Hilfswerk' aus 13 Ortsverbänden stellten Einsatzkräfte und Equipment zur Verfügung, um diesbezüglich und bei weiteren Anforderungen Abhilfe zu schaffen.
Für die Haushalte und Gewerbebetriebe war der Ausfall der Beleuchtung noch am ehesten zu verkraften. Durch den fehlenden Strom schalteten aber auch die meisten Heizungsanlagen ab. Wer nicht auf einen holzbefeuerten Ofen zurückgreifen konnte, dessen Räume kühlten rasch aus. In vielen Wohnungen blieb es am Samstag auch tagsüber dunkel, da die Rolladen aufgrund ihrer elektrischen Steuerung nicht betätigt werden konnten. Ein weiteres Problem stellten Gefriertruhen und Kühlschränke dar. Gefriergut überstand eine so lange Unterbrechung der Kühlung mangels Stromversorgung nicht. Vereinzelt wurden private Notstromanlagen in Betrieb genommen, um Abhilfe zu schaffen.
Dieses Problem betraf auch die Supermärkte in den betroffenen Ortschaften. Gefrier- und Kühlware war nicht mehr verkaufsfähig und mußte einer Entsorgung zugeführt werden. Die Kühleinrichtungen wurden zumeist am Samstag leergeräumt und der Inhalt zur Vernichtung abtransportiert. Allein hierdurch dürfte ein Schaden in sechsstelliger Höhe entstanden sein. Einzig der 'Aldi'-Markt in Seelscheid hatte am Samstag geöffnet, ein eigenes Notstrom-Aggregat verhinderte Folgeschäden und einen Verkaufsstop. In den Haushalten entstand zusätzlich ein nicht bezifferbarer Schaden.
Die betroffenen Gemeinden richteten Anlaufstellen für Fragen der Bürger/innen ein. In Neunkirchen-Seelscheid war dies in beiden Ortszentren vor dem Rathaus beziehungsweise dem zentral gelegenen Supermarkt der Fall, in Much am Rathaus. Weiterhin dienten die vier dauerhaft besetzten Gerätehäuser der Feuerwehren als Notruf-Anlaufstellen, in Much ab Samstagmittag zusätzlich Standorte nahe der Kirchen in Hetzenholz, Kreuzkapelle, Marienfeld und Wellerscheid. Die Turnhalle der Mucher Grundschule Klosterstraße wurde als Betreuungsplatz mit warmen Mahlzeiten und Getränken für Bürger/innen hergerichtet. In der Nachbargemeinde bereitete man am Samstagnachmittag einen solchen in der Grundschule Seelscheid, erst am Abend einen weiteren in der Schulmensa in Neunkirchen vor.
Derweil waren die Reinigungsarbeiten in der Umspannanlage abgeschlossen. Zahlreiche Techniker des Stromversorgers und von Fremdfirmen - Netzbetreiber 'westnetz' spricht von mehr als 80 Monteuren - lösten sich in mehreren Schichten ab. Man entschied sich, zweigleisig zu arbeiten, um eine möglichst schnelle Wiederversorgung der betroffenen Gebiete zu ermöglichen. Bestenfalls sollten beide Lösungen zum Erfolg führen.
Die vom Brand beschädigte Schalteinrichtung der 30 Kilovolt-Anlage war kurzfristig nicht reparabel. Sie wurde daher mit einem "Bypass" um das betroffene Schaltgebäude herum umgangen. Mit einem Bagger wurden die Anfänge der Erdleitungen, die zu den untergeordneten Umspannanlagen an der Hauptstraße in Much beziehungsweise Hoffnungsthal im Homburger Bröltal (Grenze Much / Ruppichteroth) führen, freigelegt und mit neuverlegten Kabelsträngen direkt an den Außentrafo angeschlossen. Auf diese Weise konnten die Haushalte in Much und Ruppichteroth am Samstagabend ab 19 Uhr nach und nach wieder mit Strom versorgt werden.
Zu diesem Zeitpunkt soll es eine Fehlinformation bei den Katastrophenschutz-Apps 'NINA' und 'KATWARN' gegeben haben. Es wird berichtet, daß beide die Warnlage für die Region gegen 19 Uhr aufhoben, obwohl Neunkirchen-Seelscheid noch weitere drei Stunden ohne Strom bleiben sollte.
Später waren auch die Arbeiten zur Wiederinbetriebnahme der 10 Kilovolt-Anlage, die überwiegend Neunkirchen-Seelscheid speist, erfolgreich. Nach der langandauernden Reinigung der Schaltanlagen vom Rußniederschlag wurden die benötigten Anlagenteile einer gründlichen Überprüfung unterzogen, bevor sie am Samstagabend gegen 22.30 Uhr wieder zugeschaltet werden konnten. Damit war - soweit bekannt - das komplette Gebiet wieder versorgt.
Zehn Tage nach dem Vorfall gab die 'Westnetz' auf Anfrage an, daß die Ursache für den Brand noch untersucht werde. Letztlich habe ein Kurzschluss im Kabelanschlussraum (Kriechkeller) unterhalb der 30 Kilovolt-Schaltanlage zum Brand in der Umspannanlage Hasenbach geführt. Dabei handele es sich um Kabelschächte unterhalb der Schaltanlagen, in denen die Versorgungsleitungen zu den Schaltgeräten geführt werden. Diese Leitungen seien durch den Brand beschädigt worden.
Die Arbeiten an der Umspannanlage Hasenbach dauern indes auch zwei Wochen nach dem Vorfall noch an. Zwischenzeitlich wurde eine mobile Schaltzentrale eines Stromversorgers aus Schleswig-Holstein im Areal plaziert und in Betrieb genommen. Sie ersetzt die zugehörigen Einrichtungen der 30 Kilovolt-Anlage im Gebäude in vollem Funktionsumfang, zusätzlich die provisorisch eingerichtete "Bypass-Lösung" (Versorgungsgebiet Much / Ruppichteroth).
Aber auch die nach den Rußablagerungen gereinigte und nach dem 24-stündigen Ausfall wieder zugeschaltete 10 Kilovolt-Schaltanlage im Gebäude (Versorgungsgebiet Neunkirchen-Seelscheid) ist mittlerweile nicht mehr in Betrieb. Sie wurde vorläufig ebenfalls durch eine externe Lösung ersetzt. Hierfür kamen zwei Container eines niedersächsischen Stromversorgers mit einer Ersatzanlage zum Einsatz.
Wie die 'westnetz' auf Anfrage mitteilt, sollen sowohl die 30 Kilovolt- als auch die 10 Kilovolt-Innenraum-Schaltanlage erneuert werden. Wann diese Arbeiten ausgeführt beziehungsweise abgeschlossen werden, könne aufgrund der noch andauernden Planungen nicht terminiert werden. Die mobilen Schaltanlagen werden danach wieder abgezogen.
Bewertungen im Nachhinein
Der Stromausfall brachte einen Mangel ans Licht, der weiterhin existiert : Für Much, Neunkirchen-Seelscheid und Teile Ruppichteroths gibt es offenbar keine verlässliche Redundanz des Stromnetzes. Das heißt, ohne die 'Umspannanlage Hasenbach' ist eine Versorgung des Gebietes nicht möglich, was vor Ort von Technikern der 'westnetz' bestätigt wurde.
Wie eine Nachfrage ergab, sieht die 'westnetz' die Situation anders : Demnach werde eine Redundanz durch zwei unterschiedliche Netze der Spannungsebenen 10 Kilovolt und 30 Kilovolt "jederzeit erreicht" : "Kommt es zu einem Ereignis in einem der Netze, kann dies im Normalfall durch das jeweils andere Netz mittels Netzumschaltungen ausgeglichen werden." Daß genau dies beim Stromausfall vor zwei Wochen nicht möglich war, wird wie folgt erklärt : "Aufgrund einer unglücklichen Verkettung von technischen Ereignissen wurden Betriebsmittel der Netze beider Spannungsebenen in Mitleidenschaft gezogen, was zu den bekannten Auswirkungen führte."
Somit aber ist eine spätere Wiederholung eines tagelangen Stromausfalls nicht ausgeschlossen. Sollte ein - durchaus denkbares - größeres Schadensereignis in der 'Umspannanlage Hasenbach' als Mitte Dezember auftreten, sieht es buchstäblich düster aus. Indirekt räumt die 'westnetz' auf Nachfrage bezüglich Notfallplänen ein, daß ein Ausfall dann noch länger andauern könnte : "Die Reinigung der 10 Kilovolt-Schaltanlage sowie die Errichtung eines Bypasses waren das Ergebnis einer Analyse im Notfallkonzept der Westnetz. Bei massiveren Beschädigungen wäre der sofortige Einsatz von mobilen Schaltanlagen möglich gewesen, was aber zeitlich länger gedauert hätte als die oben genannten Varianten. Deshalb wurden der Einsatz des Bypasses sowie die Reinigung als Zwischenschritt eingesetzt."
Das Thema Redundanz im Stromnetz ist bereits Thema einer Diskussion in Verwaltungen und Politik geworden. So teilt Landrat Sebastian Schuster mit : "Ein solches Geschehen gibt jedoch auch Anlass, über Verbesserungen und Veränderungen nachzudenken. Eins hat diese Lage ... gezeigt : Die Versorger müssen über Redundanzen nachdenken. Wir brauchen alternative Systeme, die im Falle eines Ausfalls greifen, auch wenn der Versorger am Wochenende alles getan hat, um die Menschen so schnell wie möglich wieder mit Strom zu versorgen."
Diskussion in politischen Gremien
In Neunkirchen-Seelscheid kam Kritik aus der Bevölkerung auf, die von der Politik in der Sitzung des Gemeinderates am 21. Dezember aufgegriffen wurde. Während es in Much zumindest stellenweise Lautsprecher-Durchsagen durch die Feuerwehr gab, wurden solche in Neunkirchen-Seelscheid vermisst. Hierzu hieß es seitens der Verwaltung, daß es nicht am Personal, sondern an der Verfügbarkeit anderenorts eingebundener Fahrzeuge mit entsprechender Technik gelegen habe. Bürgermeisterin Nicole Berka gab zudem an, daß der Gemeinde empfohlen worden sei, keine Durchsagen zu machen, damit keine Panik ausbricht. Im Nachhinein betrachtet wären Durchsagen jedoch besser gewesen, so ihr Fazit.
Von Seiten der Politik wurde gefordert, alle Störfälle der letzten fünf Jahre aufzulisten und einen Vertreter der 'westnetz' zu einer Ausschußsitzung nach Neunkirchen einzuladen. Aber auch die Reaktion der Verwaltung in der Krisensituation wurde bemängelt. Andere Kommunen seien schneller gewesen mit der Einrichtung von Betreuungsräumen und warmem Essen - dies sei "nicht gut gelaufen". Seitens der Gemeinde wurde darauf verwiesen, daß die Betreuungsräume vom Kreis koordiniert worden seien. Ferner werde eine Nachbesprechung erfolgen, was funktioniert habe und was nicht, so die Bürgermeisterin.
Auch der mit dem Stromausfall in zeitlichem Zusammenhang stehende Todesfall in der Asylbewerber-Unterkunft der Gemeinde in Neunkirchen (siehe dazu separate, weiter unten angefügte Meldung) wurde angesprochen. Die Umstände (Kohlenmonoxid-Vergiftung infolge des Betriebs einer Feuerschale im Zimmer) seien eindeutig. Ob noch andere Umstände beteiligt waren, unterliege der Untersuchung durch die Polizei, es sei bislang kein Ergebnis bekannt.
Im Mucher Gemeinderat am 15. Dezember wurde das Thema Stromausfall dagegen nicht thematisiert.
Entschädigungs-Leistungen durch Versicherungen
Nicht nur die weiter oben erwähnten Handelsgeschäfte haben finanzielle Verluste durch den Stromausfall erlitten. Auch in Privathaushalten kam es zu Sachschäden. Dazu zählen etwa verdorbene beziehungsweise aufgrund der unterbrochenen Kühlkette nicht mehr verzehrfähige Lebensmittel aus Gefrier- und Kühlschränken.
Ob die eigene Hausrat-Versicherung für derartige Schäden aufkommt, darüber gibt es stark abweichende Angaben. Hier dürften individuelle Anfragen bei der eigenen Versicherung Klarheit bringen. - Netzbetreiber 'westnetz' verweist für Anfragen oder Forderungen an seinen Versicherer, die 'HDI Global SE' in München, e-mail-Adresse M-Haftpflicht-Schaden(at)hdi.global .
Fazit
Der langandauernde Ausfall hat die weitgehende Abhängigkeit vieler Lebensbereiche von einer funktionierenden Stromversorgung verdeutlicht. Betroffen waren die Beleuchtung, die Wärmeversorgung, der Betrieb von Kühlgeräten und medizinischen Hilfsmitteln, die Telekommunikation (Festnetz, Mobilfunk und Internet) sowie technische Erleichterungen wie die schon erwähnte Rolladensteuerung. In zunehmendem Maße kommt ein weiterer Bereich hinzu : die Elektro-Mobilität, deren Ladeeinrichtungen (öffentliche Säulen wie auch private Wallboxen) in einem solchen Fall nicht genutzt werden können. Politischer Druck ist nun geboten, um eine bessere Versorgungs-Sicherheit durch eine echte Redundanz des Stromnetzes zu erreichen. (cs)
Ältere Berichte und Meldungen zum Thema :
Stromausfall forderte indirekt zwei Todesopfer und Verletzte
16.12.2021 : Der Stromausfall am vergangenen Wochenende, von dem zunächst rund 47.000 Menschen, nach der frühzeitigen Wiederversorgung von Ruppichteroth-Ort 41.000 Menschen - zumeist in Neunkirchen-Seelscheid und Much - betroffen waren, führte in den Haushalten auch zum Ausfall der Heizungsanlagen, wenn kein vom Strom unabhängiger Ofen betrieben wurde.
Sofern vorhanden, wurden vereinzelt Notstrom-Aggregate in Betrieb genommen, um die Heizungsanlagen und Gefrierschränke zu versorgen oder auch nur Licht zu erzeugen. Der unsachgemäße Betrieb solcher Aggregate führte zu mehreren Unfällen mit teils tödlichem Ausgang. Die zumeist mit Diesel betriebenen Aggregate erzeugen Abgase, vornehmlich das farb-, geruchs- und geschmackslose Kohlenmonoxid (CO). Daher ist der richtige, gutbelüftete Standort im Freien wichtig - und die Abschottung der Wohnräume vor diesen Abgasen.
Dies wurde einem Mann im Ortsteil Stein bei Seelscheid am späten Samstagabend beinahe zum Verhängnis. Dieser sei in seiner Wohnung bewußtlos zusammengebrochen, konnte aber rechtzeitig aufgefunden und ins Freie gebracht werden. Beim gegen 23.20 Uhr alarmierten Rettungsdienst war ein standardmäßig mitgeführter CO-Melder angeschlagen, woraufhin die Feuerwehr angefordert wurde. Diese fand einen Stromerzeuger in einer Garage oder einem Lagerraum vor, der nur durch ein kleines Fenster belüftet gewesen sei. Offenbar sei aber eine Verbindung zu den Wohnräumen nicht geschlossen gewesen. Der Mann konnte trotz der erlittenen Vergiftung gerettet werden.
Weniger Glück im Unglück hatte ein 85-jähriger Mucher bei einem vergleichbaren Fall nur eine gute Stunde später. Auch hier hatte ein CO-Warngerät bei einem Rettungseinsatz gegen 0.30 Uhr ein Alarmsignal ausgelöst. Zwei Personen konnten aus der betroffenen Wohnung im Ortsteil Markelsbach an der B 56 ins Freie geschafft und dort weiterversorgt werden. Hier traf die nachalarmierte Mucher Feuerwehr ebenfalls auf einen Stromerzeuger, der in einer Garage betrieben wurde. Tor und Fenster seien laut Polizei geschlossen gewesen, ein Durchgang zur Wohnung jedoch offen. So hätten sich die verhängnisvollen Abgase im ganzen Haus verteilen können.
Während eine Bewohnerin vom Rettungsdienst vor die Haustür getragen worden war, war ein Mann aus den Innenräumen auf eine Dachterrasse geschafft worden. Die Wehrleute mußten zunächst die Wohnung lüften, bevor dieser durch die Räume zum Rettungswagen gebracht werden konnte. Der 85-Jährige verstarb an der erlittenen Kohlenmonoxid-Vergiftung, die Frau, die in ein Krankenhaus gebracht worden war, überlebte.
Ein weiterer tragischer Fall wurde erst am Sonntagabend (12.12.) gegen 21 Uhr entdeckt. Im Wohnheim für Asylbewerber an der Neunkirchener Ohlenhohnstraße war durch ein Fenster im Erdgeschoß ein lebloser Mann in seinem Zimmer bemerkt worden. Der verständigte Rettungsdienst verschaffte sich von außen Zugang, indem Rollade und Fenster geöffnet wurde. Wiederum löste ein CO-Melder aus, so daß die Feuerwehr alarmiert wurde, um den Mann unter Atemschutz ins Freie zu schaffen.
Der 37-Jährige war jedoch nicht mehr zu retten. Es lagen sichere Anzeichen vor, daß sein Tod schon Stunden zuvor eingetreten war. Laut Polizei hatte er im Zimmer eine Feuerschale mit Holzkohle betrieben, ein entsprechender Sack habe sich in dem Wohnraum befunden. Das Feuer selbst war längst erloschen, die Kohlenmonoxid-Belastung sei aber toxisch gewesen. Die Polizei geht auch hier von einem Unfallgeschehen aus. Vermutlich hatte der Mann die Feuerschale in fahrlässiger Weise verwendet, um sich während oder nach dem langandauernden Ausfall der Heizungsanlage aufzuwärmen.
Die Freiwillige Feuerwehr konnte nach dem Abströmen des Gases durch das offene Fenster nur noch eine geringe Kohlenmonoxid-Belastung feststellen. In einem Nachbarzimmer, in dem sich niemand aufgehalten hatte, konnte ebenfalls Kohlenmonoxid gemessen werden. Es sei durch die Wand diffundiert. Weitere Räume, auch im Stockwerk darüber, wurden zusätzlich kontrolliert, waren aber frei von Belastungen. (cs)
Stromversorgung wird nach und nach wiederhergestellt
11.12.2021, 19.30 Uhr : Bei der Behebung des Schadens an der Umspannanlage Hasenbach verfolgte die 'westnetz' zwei Maßnahmen. Zum einen wurden Erdarbeiten vorgenommen, um einen Leitungsstrang direkt mit dem 30 Kilovolt-Trafo zu verbinden und dabei die defekte Schaltanlage im Gebäude zu umgehen. Zum anderen sollte die nicht vom Brand beschädigte 10 Kilovolt-Anlage nach der Reinigung wieder zugeschaltet werden.
Die nach den Erdarbeiten neuverlegte Leitung, die das Gebäude der Umspannanlage zum Trafo hin umgeht, konnte am frühen Abend in Betrieb genommen werden. Die 30 Kilovolt-Anlage arbeitet seither wieder und wird schrittweise hochgefahren. Ortschaften werden derzeit nach und nach wieder ans Netz angeschlossen, zumeist in Much und Ruppichteroth.
Die nicht vom Brand, aber von Rußniederschlägen betroffene Schaltanlage der 10 Kilovolt-Anlage wurde final gereinigt, wird derzeit aber noch überprüft. Sie soll nach Abschluss der Prüfung, wenn dabei kein Schaden entdeckt wird, am Abend auch wieder zugeschaltet werden. Diese versorgt überwiegend Neunkirchen-Seelscheid. Man ist derzeit optimistisch, dass 90 bis 95 Prozent des Gebietes im Laufe der Nacht wieder versorgt sind. Rückschläge im Zeitplan könnten aber nicht ausgeschlossen werden. (cs)
Nach Kabelbrand großflächiger Stromausfall in der Region
11.12.2021, 9.45 Uhr : Am gestrigen Abend ist es um 19.12 Uhr in der Umspannanlage Hasenbach der 'westnetz' zu einem Kurzschluß gekommen. Dieser hat zu einem Brand im Bereich einer 30 Kilovolt-Schaltanlage geführt. In der Folge ist das Stromnetz in Much und Ruppichteroth ausgefallen. Eine Stunde später ist der Löschzug Neunkirchen zur Umspannanlage gerufen worden. Aus dieser gab es eine massive Rauchentwicklung.
Um Löscharbeiten durchführen zu können, musste auch Neunkirchen-Seelscheid gegen 21.30 Uhr vom Netz genommen werden. Insgesamt waren knapp 50.000 Bürger/innen betroffen. Laut Feuerwehr gab es einen Kabelbrand zwischen Kriechkeller und Schaltanlagen-Raum.
Wie die 'westnetz' auf Nachfrage mitteilt, haben in der Nacht derzeit noch andauernde Reinigungsarbeiten begonnen, da die Anlagen von Ruß bedeckt sind. Stand heute morgen ist noch nicht absehbar, wann die Arbeiten abgeschlossen werden können, um nachfolgende Reparaturen vorzunehmen. Es ließe sich momentan nicht seriös sagen, ob der Stromausfall noch Stunden oder Tage andauern würde.
Während der Hauptort von Ruppichteroth noch gestern abend über Waldbröl versorgt werden konnte, sind Much, Neunkirchen-Seelscheid und die restlichen Orte von Ruppichteroth weiterhin stromlos. Es sei ein "dummer Zufall" dass genau dieser Teil des Netzes nicht redundant aufgebaut sei. Eine anderweitige Stromversorgung sei daher nicht möglich.
Teilweise sind auch die Mobilfunknetze ausgefallen. In Notfällen können sich die Bürger/innen an die dauerhaft besetzten Feuerwehrhäuser wenden. - Gegen Mittag sollen neue Informationen erfolgen.
Die für heute und morgen geplante Impfaktion in der Gesamtschule in Neunkirchen findet wie vorgesehen statt, die Schule wird über ein Notstrom-Aggregat versorgt. (cs)